Seit einiger Zeit ist in Städten eine neue Art von Automobilität erfahrbar, von Selbstbewegung als Fremdbewegung, die sog. E-Scooter, ein mit elektronischem Antrieb versehener Roller, eine trottinette électronique. Der, die Fahrende stehen sehr gerade auf dem „Brett“ und gleiten mit Blick in die Ferne voran, der Motor selber ist nicht sichtbar, „es“ bewegt sich, wie von unsichtbarer Hand. Die Antriebsunsichtbarkeit verleiht der fahrenden Person oftmals eine gewisse Würde und Eleganz, an der eine affektive Selbst-Überhöhung auffällt. Ein paradoxes Dispositiv: Einerseits Reduktion, ja Eliminierung der körperlichen Funktionen, andererseits maximale Inszenierung des still gestellten Körpers als Bild, Zeichen, imaginäre Figur. Die Bahn dieser Mobiles ist jene der Fahrradwege, oftmals auch des Gehsteiges und der Straße, d.h. die alten Bahnen sind nunmehr zur Teilung gezwungen, diese bewirkt Konfrontation und Kollision, reale und symbolische – die Stilisierung zur Bildgewalt ist die vermutlich größere Provokation in „gestalthungriger Zeit“ (Blumenberg). In der Produktion ist der E-Scooter Ausgeburt eines unüberschaubaren Netzwerkes („selbstbewegt“ ist da selbstverständlich nichts): Ein industriell-kapitalistischer Komplex, der vielfach Form- und Affordanzanleihen aus Klasse- und Genderstrukturen, aus Logiken des Begehrens und der Gebrauchsästhetik entnimmt.
Es wird schnell offensichtlich, wie sich der „Sinn“ einer solchen Maschine und ihres Gebrauchs von der puren Funktion der Fortbewegung hin zu einer symbolisch-imaginären Raumaneignung und einer psycho-ästhetischen Figuration verschiebt, die zwischen Entlastung, Inszenierung, Hedonismus und Indifferenz eine wesentlich größere Ausdehnung aufweist, denn bloß eine geographische.