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A02
Raumwissen Jugendlicher: Die Konstitution von online, offline und hybriden Räumen

In der ersten Förderphase des SFB konnte das Teilprojekt A02 Entwicklungstrends der Refiguration von Räumen der Kindheit und Jugend identifizieren. Es wurde deutlich, dass die weit verbreiteten Aktionsraummodelle die Lebenswelt von jungen Menschen vor dem Hintergrund der Refiguration nicht mehr hinreichend beschreiben. Zunehmend prägen die Gleichzeitigkeit und Überlagerung verschiedener Raumlogiken das Raumwissen junger Menschen. Unsere Erkenntnisse verdichten wir in der nun folgenden Förderphase im Längsschnitt. Ziel der zweiten Phase ist es, die zunehmende Heterogenität jugendlicher Lebenswelten zu erfassen, indem wir Typen bilden, welche das Spektrum jugendlicher Raumkonstitutionen abbilden und dadurch unterschiedliche Muster der Verwobenheit verschiedener Raumfiguren erkennen lassen. Die Auswirkungen der digitalen Mediatisierung auf das Raumwissen werden herausgearbeitet. Das Raumwissen Jugendlicher erfassen wir hierbei anhand der räumlichen Praktiken, des kommunikativen Handelns und der Raumwahrnehmungen. Forschungsfragen in dem Teilprojekt sind: (i) Welche charakteristischen Raumpraktiken, kommunikativen Handlungen und Raumwahrnehmungen prägen das Raumwissen Jugendlicher und welche Typen unterschiedlicher Raumkonstitutionen lassen sich vor diesem Hintergrund verdichten? (ii) Wie verbinden Jugendliche verschiedene Raumfiguren (u. a. Territorial-, Netzwerk-, Bahnenraum, Ort) in ihrem Alltagshandeln? (iii) Welche Einflussfaktoren sind besonders prägend für das Raumwissen Jugendlicher und inwieweit begründet dies unterschiedliche Typen von Raumkonstitutionen? Vor allem: Wie prägt die digitale Mediatisierung (vor allem Smartphone-Nutzung) das Raumwissen Jugendlicher? Und inwieweit, wie und mit welchem Ergebnis werden Räume online, offline und hybrid konstituiert bzw. Raumanordnungen zunehmend hybridisiert?

Mit einem innovativen, eigens für das Projekt entwickelten multi-methodischen Zugang zielen wir auf eine umfassende Perspektive ab, welche die Konstitution von „online Räumen“ und „offline Räumen“ nicht als separate Prozesse rekonstruiert, sondern als sich wechselseitig bedingende Prozesse, welche auch „hybride Räume“ hervorbringen. Das methodische Design erlaubt auch vertiefende Erkenntnisse zur Rolle von Materialitäten (u. a. Gestalt konkreter Orte, Bedeutung einzelner Artefakte) im Raumwissen Jugendlicher. Der erneute Vergleich von Deutschland (Berlin) und Peru (Lima) ermöglicht herauszuarbeiten, inwieweit sich – in Anbetracht sich weltweit in Teilen angleichender (urbaner) Räume der Kindheit und Jugend sowie der Auswirkungen von digitaler Mediatisierung auf das Raumwissen junger Menschen – globale Typen von Raumkonstitutionen bilden lassen.

Publikationen

Phase 1 (2018-2021)

Bildung: Raumwissen von Kindern und Jugendlichen in der Planung

Das Forschungsprojekt adressiert die Refiguration von Räumen anhand der Untersuchung des Wandels des Raumwissens von Kindern und Jugendlichen seit den 1970er Jahren sowie damit verbunden der Konstitution von Räumen mit Hinblick auf deren Bedeutung für (non-formale) Bildungsprozesse. Weiter beschäftigt sich das Projekt mit der Frage, wie dieses Raumwissen gegenwärtig von professionellen Akteuren in partizipativen Design- und Planungsprozessen erhoben, verarbeitet und eventuell umgesetzt wird. Zur Verfolgung dieser Forschungsinteressen führt das Projekt methodisch eine qualitative Metaanalyse von 60 vorhandener (deutsch-, englisch- und spanischsprachigen) Studien zu jungen Menschen und ihren Räumen durch. Hierfür wurde ein interpretatives Verfahren der Synthese einer größeren Zahl verschiedener empirischer Studien entwickelt. Das Forschungsprojekt kombiniert dieses Vorgehen mit drei empirischen Fallstudien zur Planung und Gestaltung von städtischen (öffentlichen) Räumen in Peru, Kolumbien und Deutschland. Teil dieser Fallstudien ist die Erhebung narrativer Landkarten anhand derer Kinder und Jugendliche ihre Alltagsräume darstellen.

Erste Ergebnisse der qualitativen Meta-Analyse weisen darauf hin, dass Kinder und Jugendliche zunehmend gleichzeitig in unterschiedliche (auch virtuelle) Räume eingebunden sind. Diese Räume können dabei verschiedenen Raumlogiken folgen und auf verschiedenen Scales verortet sein. Damit einher geht eine Heterogenisierung und Ausdifferenzierung der räumlichen Strukturierung von Kindheit und Jugend, die sich im Raumwissen der Kinder und Jugendlichen ausdrückt. Diese Beobachtungen können unter anderem mit Prozessen der (digitalen) Mediatisierung sowie der Translokaliserung durch zunehmende Mobilität und Zirkulation in Verbindung gesetzt werden. Ebenso zeigen sich im Material Anzeichen einer weiter zunehmenden Pädagogisierung von Räumen der Kindheit und Jugend, welche sich in der Gestaltung von spezialisierten Räumen für junge Menschen ausdrückt. Auffällig ist, dass diese pädagogisierten Räume von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Kontexten verschieden wahrgenommen werden und verschiedene räumliche Praktiken hervorrufen.

Partner

In den Fallstudien kooperieren wir mit folgenden Planungsbüros und -initiativen:

Lunárquicos, Fabiola Uribe, Bogotá

CCC – Coordinadora de la Ciudad en Construcción, Javier Vera Cubas, Lima

Urban Catalyst, Berlin

Die Feldforschungen in Lateinamerika werden ferner unterstützt durch Jorge Raedó, Osa Menor.